"שליחות הכעס" כפי שפורסם בירחון הגרמני Info3 במאי 2021
Ist Zorn genau das Gegenteil von dem was wir in der Partnerschaft suchen? Ja, doch der Zorn hat eine wichtige Rolle in unserer Beziehung zu uns selbst, R. Steiner erwähnt, es sei der Schutzmechanismus, welcher das Ich aus dem Schlaf rüttelt. Wichtig sei es, den Zorn in einem konstruktiven Dialog zu führen.
Zorn, Wut, sind möglicherweise die am meisten aufreibenden Situationen in der Partnerschaft. Wir alle möchten, dass man uns so liebt, wie wir sind; Zorn ist genau das Gegenteil davon: Man akzeptiert uns nicht, man verurteilt uns, man nimmt keine Rücksicht auf unsere Gefühle. Wer mag das schon?
Der Zorn ist in der Partnerschaft wie ein sengendes Feuer. Er hinterlässt verbrannte Erde und oft auch Narben. Ofer, der Zornige der beiden, sagte zu mir einmal: «Ich werde schnell zornig, und beruhige mich auch schnell». Ofer verstand nicht, warum nachdem der Ausbruch schon vorbei ist und er entspannt und ruhig ist, Galit darauf besteht, den Streit aufrecht zu erhalten und ihre Verletzung nicht aufzugeben.
Der Zornige, der sich der Wirkung seines Zorns nicht bewusst ist, entlädt die Spannung, fühlt sich danach erleichtert, vielleicht beruhigt er sich sogar gänzlich. Doch die andere Seite erholt sich nicht immer ebenso schnell, und steht da, mit der Ladung die über sie oder ihn entladen wurde. Auch wenn die zornige Seite sich der Wirkung ihres Zornes bewusst ist, heisst es nicht, dass sie gelernt hat ihn zu beherrschen.
Was ist der Zorn?
Der Zorn wird manchmal als ein eigenes Gefühl definiert, dann auch als ein sekundärer Mechanismus, der empfindlichere Gefühle wie Verletzung und Machtlosigkeit schont. Die Ursprünge des Zorns sind Existenziell: Zorn erwacht in Situationen der Verletzung, Bedrohung oder Gefahr und er ist da um unsere grundlegenden existenziellen Grundbedürfnisse zu verteidigen. Er kann nach aussen gerichtet sein – durch als Aggression und urteilendes Denken, oder nach innen, einem selbst gegenüber, insbesondere unter solchen Umständen an denen es an Legitimation mangelt, Zorn zum Ausdruck zu bringen.
sehr wichtig ist es zu lernen unsere Gefühle zu kontrollieren, sie zu kennen, sie zum Ausdruck zu bringen, damit wir nicht in die Region des Zorns gedrängt werden, die uns zu einem entgegengesetzten Ziel führen, als das erwünschte. Gleichzeitig ist jedoch der Zorn nicht nur eine auszurottende Unart. Rudolf Steiner beschreibt (Vortrag am 5. Dez. 1909 GA 58) die Aufgabe des Zorns als wesentlich für unsere Entwicklung. Er schildert, wie der Zorn ein Schlüssel zur Liebe und Entwicklung, oder eben zum Absturz und Entfernung sein kann. Es hängt von uns ab.
Was geschieht, wenn wir einer Person gegenüberstehen, die anders handelt als wir erwarten, anders als dass was wir für richtig und moralisch halten? Der Zorn meldet sich, er will gegenüber dem, was aussenstehend ist sicher sein, sagt Steiner. «Die Tatsache des Zorns drückt sich so aus, dass in uns etwas ist, was sich stellt gegen die Aussenwelt; das heisst, es kündigt sich der Zorn an; das Ich will sicher werden gegenüber demjenigen, was draussen steht». Der Zorn ist demnach ein Schutz und grenzt vor dem Anderen, dem Fremden ab.
Wie ist das zu verstehen? Der Zorn entsteht auf dem Hintergrund einer Ungewissheit und seine Aufgabe ist es, sich zwischen mich und der Welt zu stellen. Man könnte auch sagen, dass wir eine imaginäre Grenzlinie um uns bilden, in deren Innenbereich der Boden sicher ist, in dem wir die Spielregel bestimmen und diese sind uns vertraut. Jenseits der Linie – dort draussen, sind diejenigen die «sich nicht richtig verhalten» deren gegenüber wir den Zorn als Waffe richten.
Die kleine «Insel» die wir markiert haben, gibt uns kurzfristig einen Augenblick der Sicherheit gegenüber dem Verhalten des Anderen, doch deren Preis ist hoch. Wir aberkennen den Standpunkt des Anderen und niemand liebt das insofern es ihn betrifft. Wir untersagen ihr oder ihm das Grundrecht, die Dinge anders als wir zu sehen, sich einem eigenen Wertesystem entsprechend zu verhalten.
Konflikt oder Wachstum
Der entstandene Zorn kann zu einem Konflikt werden, oder auch zu einem Ereignis des Wachstums. Die Entscheidung treffen wir. Unsere Freiheit als Menschen manifestiert sich in der Wahlfreiheit – der Mensch kann sich Gutes wählen, er kann auch Böses wählen. Ohne diese beiden Möglichkeiten könnte man nicht von Freiheit sprechen. Deshalb können wir im Zorn verharren, sprich herabdriften – oder den Zorn bändigen, also ihn in einen Entwicklungsprozess lenken.
Achtung! Den Zorn zu bändigen, ist nicht gleichzusetzen mit gelassen- und gleichgültig gegenüber Ereignisse und Erscheinungen in der Welt zu sein.
Steiner unterscheidet zwischen zwei Arten der Gelassenheit. Die Erste wird durch harte Arbeit im Überwinden des Zorns erreicht – diese entwickelt ein waches Individuum, dass sich der Welt gegenüber behaupten kann. Die Zweite ist Gelassenheit, die aus Gleichgültigkeit entsteht. Sinngemäss sagt er (ebenda): «Wenn wir Dummheit oder Ungerechtigkeit wahrnehmen und nicht in Zorn erglühen können, werden wir durch die Welt wandeln ohne den Sporn des eigenen Ichs zu spüren», und: «Überwinden heisst nicht etwas elegant zu meiden … nur wer erstmal in Zorn erglühen kann, kann ihn auch überwinden. Deshalb ist das Erscheinen des Zorns ein positives Zeichen für das Kommende. Den Zorn definiert Steiner als «Ein dumpfes Schlummern des Ichs» und dessen Aufgabe ist es, das Ich aufzuwecken.
Deshalb, wenn der Zorn in uns erwacht, kann man einerseits im Konflikt verharren, indem wir davon überzeugt sind, dass der Andere das Problem darstellt und möchten, dass er oder sie sich verwandeln, damit wir uns sicher fühlen. Das jedoch, ist, so Steiner, ein Ausdruck des Egoismus.
Die andere Möglichkeit wäre, dieses Ereignis zu einem Wachstumsereignis zu machen, und das ist meiner Meinung nach möglich, wenn man eine ehrliche und gründliche Ermittlung des Ereignisses welches den Zorn erweckt hat, eingeht. Der Zorn ist eine Einladung dazu, subtile, verletzliche Gefühle die darunterliegen, kennenzulernen. Eine Einladung, in uns einen präzisen Kompass, der uns noch unbekannt ist, zu entdecken.
Die Tragödie des zornigen Menschen
In der Imago-Methode zur Paarberatung, wird ein weiterer Aspekt erwähnt, der unter dem Zorn liegt: Er ist ein Protest gegen den Verlust von Beziehung, ein System, in dem das Bedürfnis liegt, Lebendigkeit zu spüren.
Ohne Zweifel, zeigt uns der Zorn mehr als nur «was nicht…». Und er führt vielmehr zur interessanten Frage: «Was doch»?
Wenn wir adäquat mit dem Zorn umgehen, verabschieden wir uns von der Erwartung, dass der andere Mensch sich verändern wird und deponieren nicht beim Anderen die Verantwortung für die Erfüllung unserer Erwartungen.
Wenn wir in der Phase des Urteils feststecken, haben wir die Chance verpasst. Wir haben es verpasst, den Zorn als präzisen Erzieher einzusetzen. Als Bote der tiefen Botschaft die aus uns steigt, über das was wir wünschen – und was wir auf den Anderen projiziert haben, wir haben sie oder ihn verurteilt, wir sind unseren Gedanken, Emotionen und Interpretationen zum Opfer gefallen.
Ich nenne das «Die Tragödie des zornigen Menschen». Sie ist doppelt: Die Chance, eine Arbeit mit der emotionalen Kraft die aufgestiegen ist wurde nicht genutzt, und wir haben gleichzeitig die Zuneigung des Partners verloren – in den meisten Fällen werden die Gespräche von nun an sich um die zornige Reaktion kursieren, nicht aber um den eigentlichen Auslöser.
Ich lade uns ein mutig zu sein, und im aufsteigenden Zorn eine Einladung zu sehen. Eine Einladung zum Aufwachen, zur Entwicklung, zur Kommunikation. So formulierte es Rumi in Worte die noch heute gültig sind; «Gestern war ich klug, ich wollte die Welt verändern. Heute bin ich weise, ich entschied mich selber zu verändern».